v.l. 2. Bgm. Hans-Peter Brodschelm, Max Gottschaller, Alois Moick, Franz Dobler, Leiter "Betrieb Infrastruktur" der SOB Christian Kubasch, Peter Hitzenauer, Roland Zierer
Foto: Denk
Die Auswirkungen des Klimawandels sind auf allen Erdteilen zu spüren. Die Gletscher schmelzen ab, der Meeresspiegel steigt, immer häufiger kommt es zu extremen Niederschlägen sowie Hitzewellen. Das Artensterben hat sich in den letzten 50 Jahren stark beschleunigt. Die Ursachen sind vielfältig. Der Klimawandel leistet dazu einen wesentlichen Beitrag.
Die CO2 Emissionen in Deutschland müssen erheblich reduziert werden. Der Verkehr nimmt auf unseren Straßen ständig zu. Ein Umdenken der Verkehrsteilnehmer bei der Wahl der Verkehrsmittel ist unbedingt erforderlich. Es müssen Maßnahmen getroffen werden, den innerdeutschen Flugverkehr zu reduzieren und den Schienenverkehr attraktiver zu gestalten.
Um sich über den Schienenverkehr in der Region zu informieren, haben sich einige unserer Gemeinderäte aus Kirchdorf und Julbach zu einer Betriebsbesichtigung der Südostbayernbahn (SOB), dem regionalen Schienenpersonennahverkehrsbetreiber entschlossen. Durch den 2004 wieder eröffneten Haltepunkt in Julbach haben die zwei Gemeinden eine besondere Beziehung zu dem Bahnbetreiber.
Die Leiter „Betrieb Infrastruktur“, Christian Kubasch, und „Instandhaltung Fahrzeuge“, Valentin Manhart, empfingen die Gruppe bei der Ankunft am Bahnhof Mühldorf. Auf dem verglasten Steg, der über die Gleise des Bahnhofs führt, konnte man sich einen umfassenden Eindruck über dessen tatsächliche Größe machen. Der Personen- und Güterbahnhof, die Gleise des Betriebswerks und die erst vor zwei Jahren fertiggestellten Abschnitte der „AusBauStufe“ (ABS) 38 sind aus der Vogelperspektive sehr gut zu erkennen. Der geplante Neubau der Gleise und Weichen für die ABS 38 lassen Durchfahrten der Züge im Bahnhof mit Tempo 160 km/h zu.
Im Betriebswerk erläuterte Manhart den Besuchern die Nachhaltigkeit der Hackschnitzelheizung: Holz aus den Baumrückschnitten an den Gleisen wird zur Befeuerung der Heizung verwendet. Damit wird das gesamte Betriebswerk beheizt. Die Zugwaschanlage, in der alle Fahrzeuge der SOB eine Außenreinigung erhalten und die Hallen, in denen sie gewartet und instandgesetzt werden, waren die nächsten Stationen. In diesem Bereich steht in nächster Zeit ein größerer Umbau an, denn viele der alten Fahrzeuge werden durch neue ersetzt, deren Ausmaße und Bauweisen nicht mit den derzeitigen baulichen Verhältnissen übereinstimmen.
Waschanlage und Betriebswerk
Foto: Kapsreiter
Anschließend besichtigten wir die Leitstelle der Südostbayernbahn, dem „Herzen“ der SOB, wie Christian Kubasch betonte. Die Leitstelle ist für den operativen Bahnbetrieb verantwortlich und hat sowohl im Regel- als auch im Störungsfall die Durchführung der Zugfahrten zu organisieren. Hier erfolgt auch die Disposition der Fahrzeuge, die nach den veröffentlichten Fahrplänen eingesetzt werden. Fünf Fahrdienstleiter arbeiten im Schichtbetrieb, um einen sicheren, pünktlichen und wirtschaftlichen Bahnbetrieb zu gewährleisten. Auf elektronischen Stellwerken, der aktuell modernsten Technik, werden mit Maus und Tastatur Signale und Weichen für die Züge gestellt. Der Betriebskoordinator, die technische und betriebliche Leitstelle, die Meldezentrale und der Informationskoordinator vervollständigen die Arbeitsplätze in der Leitstelle.
Zum Abschluss stellte Christian Kubasch die Südostbayernbahn in Zahlen und Daten vor. Circa 860 Mitarbeiter sind im Unternehmen beschäftigt, davon sind 46 Auszubildende und Studenten. 440 km eigene Gleise werden gewartet und bei Bedarf erneuert. Im Durchschnitt fahren täglich etwa 370 Züge im Verantwortungsbereich der SOB, mit denen ungefähr 34.000 Personen befördert werden. Die SOB ist eine Tochter der Deutschen Bahn und somit auch Zwängen und Auflagen des Mutterkonzerns unterworfen. Unser stellvertretender Bürgermeister, Peter Brodschelm, merkte an, dass die Bahn im Verhältnis zum Straßenverkehr in den letzten Jahrzenten permanent vernachlässigt worden ist. Dies konnte Kubasch nur bestätigen, denn die über 100 Jahre alten Stellwerke sind zwar immer noch betriebssicher, aber Ersatzteile sind nur sehr schwer zu beschaffen. Umbauten an den Stellwerken dürfen nach Auflagen des Eisenbahnbundesamtes nicht vorgenommen werden und für einen Neubau fehlen die Mittel.
Ein Hoffnungsschimmer ist die Aufnahme der Strecke München – Mühldorf – Freilassing in den "Vordringlichen Bedarf" des Bundesverkehrswegeplanes. Zweigleisiger Ausbau, Elektrifizierung und modernste Signaltechnik würden damit einhergehen. Elektrifizierung und Anpassung der Topografie auf der Strecke von Mühldorf in das Chemiedreieck nach Kastl und Burghausen sind in Planung. Diese Maßnahmen werden im Rahmen der ABS 38 geplant und umgesetzt.
Diese Ausbaumaßnahmen sind ein unverzichtbarer Beitrag, um den Personen- und Güterverkehr auf unseren Straßen nicht weiter anwachsen zu lassen und Verkehre von der Straße auf die Schiene zu verlagern. Der notwendige Schienenausbau trägt auch dazu bei, die Luftverschmutzung und die Lärmbelästigung durch den Straßenverkehr zu reduzieren.